1. DEZEMBER

Ein Tag, an dem offensichtlich nichts passiert ist. Jedenfalls nicht in England. Mir gelang es nicht, auch nur ein einziges Ereignis zu finden, dass unbedingt vorgestellt werden sollte. Was nun? Gut ein paar Geburtskinder wird der Storch wohl an diesem Tag ausgeliefert haben und ein paar andere werden die Erde für immer verlassen haben. Ich nutzte die leere Seite aber lieber für ein paar andere Erwähnungen. Es gibt nämlich einige Überlieferungen, die nicht genau auf den Tag festgelegt werden können. Aber sie haben alle im Dezembermonat stattgefunden.

[/media-credit] Das Benjamin Franklin House in 36 Craven Street.

Fangen wir im Jahr 1764 an. Damals kam ein Amerikaner zu Besuch, der bereits vorher (1757-62) schon einige Zeit in London verbracht hatte. Damals kam er als Politiker, wollte mit den Briten über die ‘Befreiung’ seiner Heimat Pennsylvania verhandeln. Statt Eigentümerkolonie (=> Familie Penn) wollte er den Status einer Kronkolonie erreichen. Ohne Erfolg. Diesmal kam er als Repräsentant der amerikanischen Kolonien. Noch waren sie nicht unabhängig, aber das Bestreben wurde stärker. Sein Name ist uns geläufig, es war Benjamin Franklin. Wer tiefer in die damaligen Verhältnisse eintauchen möchte, dem empfehle ich einen Besuch im Benjamin Franklin House. Es ist nahe am Trafalgar Square in der Craven Street No 36 zu finden. Dort lebte Franklin während seines Aufenthaltes in London. Es sind noch Stücke der damaligen Möbel vorhanden und wie so oft, hat man mit viel Liebe und Geduld das kleine Museum aufgebaut.

Gut einhundert Jahre später (Dez. 1873) verzeichnen die Londoner Chronisten erstmals den dicken Nebel in der Stadt. Etliche Wochen hält sich die stinkende Wolke in den Straßen. Grund sind die vielen Kamine, die mit Holz befeuert werden. Wenn dann das kalte, feuchte Wetter über der Stadt liegt, kann die Rauchwolke nicht abziehen. Der Smog macht sich breit. Der schwärzt nicht nur die Fassaden, sondern auch die Lungen. Um es im Winter warm zu haben, hat man die Luft verschmutzt. Der erste kapitale Umweltschaden, der etliche zusätzliche Todesfälle verursacht. Erst Ende der 1950-er Jahre wird man per Gesetz die offene Befeuerung der Kamine verbieten.

Extremes Wetter gab es wohl schon immer. Da müssen wir gar nicht bis zu den Eiszeiten zurückblicken. Im Dezember 1890 war es wohl wieder mal besonders arg. Die Tage in London waren so kalt und trist, dass der Stadtschreiber es vermerkt hat: ‘There are no hours of sunshine recorded this month in Westminster.’

Eine Erwähnung ist auch das Schiff ‘HMS Wellington’ wert. Es wurde im Dezember 1948 in der Themse an die Kette gelegt und dümpelt seitdem an der Kaimauer des Victoria Embankments. Genutzt wird sie von der ‘Honourable Company of Master Mariner’, die unbedingt einen angemessenen Treffpunkt in London brauchten. Wer möchte, kann die Räumlichkeiten für die nächste Konferenz mieten oder die Hochzeit dort feiern. Von außen sieht das Schiff wenig spektakulär aus, aber von innen soll es beeindruckend sein. Auf jeden Fall kenne ich es gut, denn ich bin schon hundertmal daran entlang gegangen und deshalb gehört es unbedingt in ‘meinen’ Kalender.

 

[/media-credit] Die Wellington am Temple Pier. Man sieht es ihr nicht an, aber innen soll das Schiff super elegant sein. Vielleicht bekomme ich mal eine Einladung, dann kann ich mehr verraten.