4. Dezember 1882

The Royal Courts of Justice opens on the Strand in Westminster. Gemeint ist das königliche Gericht bzw. Gerichte, denn der Name beinhaltet den Plural von ‘court’. Gemeinsam sind in diesem Haus das Zivilgericht (High Court of Justice) und das Berufungsgericht (Court of Appeal) tätig. Eigentlich praktisch, falls einem das Urteil misfällt.

Viele prominente Leute lassen sich hier scheiden oder streiten um die Auslegung ihres Ehevertrags. Es kann also durchaus passieren, dass man auf bekannte Gesichter trifft, meistens hinter großen Sonnenbrillen, aber der Tross von Fotografen verrät sie doch. Sollte man nicht das Glück haben, dann sieht man wenigstens die Anwälte im Talar und mit Perücke vorbeieilen. Es sind die sogenannten ‘barrister’, die die Lizenz haben, einen Angeklagten hinter der ‘Barriere’ zu befragen.

Selbst am Wochenende lohnt sich der Ausflug zum Gericht, obwohl dann dort alles ruhig ist. Aber das Gebäude selbst ist der Hingucker. Es sieht schon sehr besonders aus. Eine Mischung aus Märchenschloss und Ritterburg. Die Zugabe steht direkt vor dem Eingang, in Gestalt eines übergroßen Drachens. Was will man mehr? (Meine Antwort wäre: ABSTAND HABEN! Es ist unmöglich, die Fassade auf ein Foto zu bannen, denn die Straße ist nicht sehr breit. Hier geht übrigens der Strand nahtlos in die Fleet Street über.)

 

 

4. – 9. Dezember 1952

The Great Smog blankets London, causing transport chaos and, it is believed, around 4,000 deaths. Der berühmte Londoner Nebel muss entsetzlich gewesen sein. Gemeint ist damit ja nicht ein normaler Wetter-Nebel, sondern die dicken, wabernden Rauchwolken, die aus den unzähligen Kaminen drangen. Bei bestimmten Wetterlagen, konnte der Qualm nicht abziehen. Das passierte oft im Winter, denn Kälte und Windstille waren perfekt geeignet, um die giftige Wolke auf die Straßen herunterzudrücken, wo sie tagelang liegenblieben. Man konnte kaum sehen und schon gar nicht atmen. Eine höllische Atmosphäre machte sich nicht nur bei Dunkelheit in Londons Innenstadt breit.

Sechs Jahre später griff endlich die Regierung ein, nachdem unzählige Menschen gestorben waren. Andere überlebten die Smog-Attacken, litten aber anschließend an Asthma und schweren Lungenschäden. Der giftige Nebel verfärbte zusätzlich die Fassaden. Das geschah in Windeseile und hinterließ fleckige, schmutzige Hauswände und verdreckte Denkmäler. Das sah hässlich aus und wirkte ziemlich erbärmlich. Deshalb reagierte die Downing Street, wo der Premierminister seinen Amtsgeschäften nachgeht, mit einer ziemlich praktischen Aktion. Man strich kurzerhand die eigentlich rote Backsteinfassade an. Seitdem hat das Haus nicht nur eine berühmte schwarze Eingangstür (übrigens aus Stahl), sondern auch die eigentümlich dunkelgrauen Steine.

Wenn man durch Westminster läuft, sollte man mal einen Blick auf oder über die Dächer werfen. Überall sind noch die unzähligen Schornsteine vorhanden, die damals jeden Kamin versorgten. Dann kann man sich leichter vorstellen, wie furchtbar es gewesen sein muss, als all diese Schlote in Betrieb waren. Ein Alptraum, mit lebensgefährlichen Auswirkungen.

 

[/media-credit] Schornsteine so weit das Auge reicht. An jedem Rohr hängt ein Kamin. Dies ist ein Teil des alten St James’s Palastes, aber in den Straßen mit den bürgerlichen Häusern sieht es nicht anders aus. Die Kamine sind meistens noch immer vorhanden. Man nutzt die Mauernischen für E-Heizkörper.