1. März

1.3.1711: Die erste Ausgabe des ‘The Spectator’ erscheint in London. Anfangs bot man täglich eine neue Ausgabe an, später dreimal wöchentlich. Das Blatt hatte das Format einer Tageszeitung, aber bei der Themenauswahl nahm man die ganze Familie in den Blick. Man wandte sich ausdrücklich auch an die Frauen und bot alles rund um ‘family, marriage, and courtesy’ an. Das gleichnamige Wochen-Magazin, das wir heute kennen, erschien erst deutlich später, nämlich im Sommer 1928. Die beiden Blätter haben inhaltlich nichts miteinander zu tun. Ich finde bemerkenswert, dass in London schon im frühen 18. Jahrhundert Magazine erhältlich waren.

1.3.1801: Die Londoner Börse (Stock Exchange) öffnet ihre Türen. Schon viele Jahre zuvor wurde reger Handel betrieben, ganze Schiffsladungen fanden tagtäglich neue Besitzer, aber das passierte morgens in den Londoner Coffee Houses. Ab sofort hatte man ein eigenes Haus, die Börse in der City. Die offizielle Eröffnung fand erst Ende des Jahres statt, aber ab Anfang März traf man sich im Subscription Room, der damals bereits fertiggestellt war.

Im Sommer 1990 explodiert eine Bombe in der Börse. Sie wurde von der IRA dort deponiert und gezündet. Der Knall ließ die Threadneedle Street erbeben. Viele Fenster gingen zu Bruch. Das 23-stöckige Gebäude, indem der tägliche Börsenhandel stattfand, wurde schwer beschädigt. Gleichzeitig nahm der elektronische Handel immer mehr Fahrt auf und deshalb nutze man die Zwangspause für einen generellen Neustart. Seit 2004 sitzen die Mitarbeiter in ihren neuen Büros, gleich hinter der St Paul’s Cathedral und starren gebannt auf unzählige Monitore.

 

Die alte ‘Royal Stock Exchange’ gleich neben der ‘Bank of England’ an der Ecke ‘Cornhill’. Heute ist ein Einkaufszentrum mit luxuriösen Shops dort untergebracht.

 

1.3.1912: Die Frauenrechtlerinnen (Suffragettes) maschierten an diesem Tag durch das West End und schlugen dabei einige Schaufenster ein. Das kommt bei Demonotrationen vor, aber dass Frauen dabei aktiv beteiligt sind, war dann doch Neuland. Man reagierte empört. Mitten unter den Demonstranten war Emmeline Pankhurst, eine ihrer bekanntesten Anführerinnen. Sie schreckte auch vor Gewalttaten nicht zurück und ist für einige Bombenanschläge mit Toten mitverantwortlich. Genützt hat es den Frauen zunächst nicht, sie durften erst ab 1928 gleichberechtigt an Wahlen teilnehmen. Gesetzlich war ihnen aber eine gewisse Beteiligung schon zu Zeiten von Queen Victoria garantiert worden, aber faktisch wurde das Recht nie wahrgenommen. Für eine Dame im 19. Jahrhunderte schickte es sich nicht, am politischen Leben teilzunehmen. Also blieb man den Wahlurnen fern.

1.3.1967: Die‘Queen Elizabeth Hall’ wird feierlich eröffnet. Die Konzerthalle ist Teil des Gebäudekomplexes auf der South Bank. Das Haus ist im Inneren eher zweckmäßig gestaltet und zeigt uns außen eine graue Betonfassade. Kein Hingucker, wenn man auch abends mit viel farbiger Beleuchtung der rauen Fassade erstaunlich viel Leben einhauchen kann. Ich mag diese Bühne trotzdem und schaue immer genau auf das Programm, wenn ich mal wieder in London bin.  Meine Gründe sind ganz praktischer Art. Mein Hotel liegt in der Nähe, sodass ich bequeme zu Fuß gehen kann und die Ticketpreise sind moderat. So mancher großer Star tritt dort gerne mal in der relativ kleinen Queen Elizabeth Hall auf und lässt sich aus nächster Nähe über die Schulter schauen (insbesondere wenn es eine Dirigentin ist, wie die wunderbare Marin Alsop.) In der Vorweihnachtszeit gibt es eine große Christmas Music Show, die muss man einfach besuchen. Ein sing-along vom Feinsten. Die Tickets sind frühzeitig ausverkauft, kein Wunder.

 

Am Abend bringt man die triste Betonfassade zum Leuchten. Dann passt es wieder zum Geschehen, denn auf der Bühne findet häufig ein Fest der Sinne statt.