8. April 1838

England hat viele große Architekten hervorgebracht. Einer von ihnen war William Wilkens. Er baute in vielen englischen Städten, darunter auch in London. Dort hinterließ er seine Visitenkarte ganz zentral im Trafalgar Square. Der Platz selbst wurde von dem bekannteren Architekten John Nash entworfen, aber Wilkens brachte durchaus eigene Vorstellungen ein. Kein Wunder, denn er war damit beauftragt worden, das Gebäude am Nordrand zu erbauen. Gemeint ist die National Gallery, die den optischen Abschluss an der weitläufigen Terrasse bildet. 

Die Galerie wurde schon 1824 gegründet, ihr Haus aber erst 1838 fertiggestellt. Die National Gallery genießt einen erstklassigen Ruf und gehört zu den führenden Häusern weltweit. Vor Covid besuchten über 6 Millionen Besucher das Haus pro Jahr und das bei freiem Eintritt! Das ist mehr als bemerkenswert. 

Wilkens hatte, wie es so oft in England geschieht, Altes mit Neuem verbunden. Die markanten Säulen an der Fassade zum Trafalgar Square stammen vom alten Carlton House. Das war ein Stadtpalast, den George IV. als Wohnsitz nutzte. Das prachtvolle Haus stand an der Südseite von Pall Mall, heute als ‘Carlton House Terrace’ benannt. Man hatte das Carlton House abgerissen und war vermutlich froh darüber, dass die imposanten Säulen Platz in einer neuen Fassade finden würden.

Die Ausstellungen in der National Gallery erwiesen sich von Anfang an als großer Erfolg. Fünfzig Jahre nach der Eröffnung wurde das Haus zu klein. Man hatte unzählige neue Werke erworben, die dringend eine freie Wand brauchten. Eine Erweiterung war dringend notwendig und beauftragte damit den Architekten Edward M. Barry. Er schuf den Ostflügel, mit einer markanten achteckigen Vorhalle. Heute wohl eines der großartigsten Teile des Gebäudes. Später wurden weitere Anbauten vorgenommen, ohne das Grundkonzept zu zerstören. Das beruht nämlich auf der Symmetrie des gesamten Gebäudekomplexes und setzt nahtlos die Gestaltung des Trafalgar Square fort.