19. Dezember 1606

Ein kleines Schiff lichtet den Anker und fährt die Themse hinab. Dann sticht man in den Kanal und lässt sich vom Wind treiben, immer Richtung Westen. Das Ziel ist Nordamerika, wo die Passagiere die Stadt Jamestown in Virginia gründen wird. Der Name des Schiffes mutet sehr modern an, denn es hieß ‘Susan Constant’. Andere Quellen (Pilgrims Book) sprechen von ‘Sarah Constant’. Man weiß es nicht mehr und was nach der geglückten Überfahrt mit dem Schiff passierte, ist ebenfalls nicht überliefert. Wer die Namensgeberin war, ob nun Susan oder Sarah, konnte ich ebenfalls nirgends finden. Mich überraschen andere Fakten, nämlich die überlieferte Größe des Schiffes. Es war knapp 17 Meter lang und ziemlich schlank gebaut, also vermutlich keine 8 Meter breit. Damit segelten 71 Kolonisten plus Besatzung mitten im Winter über den Nordatlantik. Eine reife Leistung, für die mir der Mut fehlen würde. 

Steht man vor dem Original-Nachbau der Golden Hind im Dock an der Themse, dann bekommt man eine Ahnung von der Winzigkeit dieser Schiffe. Das hinderte aber damals niemanden daran, damit eine Weltumseglung zu unternehmen. Hut ab, kann ich da nur sagen.

 

19. Dezember 1675

Der geniale Architekt Christopher Wren hatte seine Sternstunde nach dem Großen Brand von London im Sommer 1666. Weite Teile der City of London waren nur noch Schutt und Asche und Wren war der Mann, der die unzähligen großartigen Gebäude wieder aufbauen sollte. An gleicher Stelle wie vor der Katastrophe, aber noch schöner und noch prachtvoller als einst. Eine der vielen Kirchen, deren Gestaltung Wren damals entworfen hatte und deren Wiederaufbau er überwachte, war St Bride’s Church in der Fleet Street.

Ich habe eine besondere Beziehung zu dem Gebäude, denn dort habe ich einen Mann kennengelernt, der seinen kleinen, mobilen Coffee Shop im Garten aufgestellt hatte. Ihm wurde dort erlaubt Getränke zu verkaufen und das tat er, mit der allergrößten Begeisterung. Ich hatte Zweifel, ob er lange durchhalten wird, denn es kamen nicht viele Leute in die Kirche, jedenfalls nicht wochentags. Er aber war voller Ideen und Hoffnungen und plante schon einen zweiten Wagen zu kaufen, um auch an anderer Stelle präsent zu sein. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist, aber die Zeit war gegen ihn. Er hatte 2019 begonnen und spätestens ein Jahr später war London im Lockdown. Ich denke oft an ihn, weil mich sein unerschütterlicher Optimismus sehr beeindruckt hatte. Wer weiß, vielleicht treffe ich ihn doch noch einmal irgendwo in London mit seinem liebevoll hergerichteten Mini-Transporter.

Fast hätte ich es vergessen: St Bride’s wurde am 19.12.1675 festliche eröffnet nach langer Bauzeit.