27. Dezember 1813

Der Tag, der den Namen ‘The Great Fog’ bekam. Es muss schon gewaltig in den Straßen gestunken haben, denn die Londoner waren den beißenden Qualm aus den Kaminen gewohnt. Wenn dann die Kälte und womöglich noch Feuchtigkeit von der Themse die warme Luft niederdrückte, dann hielt sich die stinkende Wolke tagelang über der Innenstadt.

Es war nicht alleine der Rauch, sondern ganze Rußpartikel schwirrten in der Luft herum. Sie schluckten jedes Sonnenlicht. Fassaden, Markisen, alle Flächen färbten sich unweigerlich schmutzig schwarz ein. Natürlich auch die Wäsche, die zum Trocknen aufgehängt war oder die man am Körper trug. Das Haar roch nach der Asche und der Husten, der sich kurz über lang einstellte, förderte dunklen Schleim aus den Bronchien hoch. Das waren widerliche Lebensumstände und dazu auch noch höchst gefährlich.

Der ‘Dicke Nebel’ 1813 begann gleich nach Weihnachten und hielt sich acht Tage (und Nächte) lang zäh in der Luft. Auch tagsüber konnte man kaum die Hand vor Augen sehen. Menschen liefen gegen Laternen oder rempelten sich gegenseitig an, auf den Straßen brach der Verkehr zusammen. Der Thronfolger kehrte vorzeitig um, weil sein Kutscher nicht mehr wussten, wo die Straße verläuft. Das blühende London erlebte die Kehrseite der Wachstums-Medaille. Man hatte eine Grenze erreicht, sogar überschritten. Die Stadt war nicht mehr in der Lage, ihre Bewohner zu versorgen. Die Infrastruktur war völlig überlastet, an vielen Stellen zusammengebrochen. Es sollte aber noch lange dauern, bevor man die Ursachen beseitigte. Damals, im Jahr 1813, hatte man einfach keine andere Möglichkeit, um die Häuser zu heizen. Und so blieb nur die bittere Wahl zwischen dem Erfrieren oder dem Ersticken.