10. April 1992

Am Abend, es war schon dunkel, nach 9 Uhr, erbebte an diesem Tag die City of London. Ein Donnerschlag ließ alle zusammenschrecken, die noch in den Straßen unterwegs waren oder im Büro saßen. Der Knall war gigantisch. Die Ursache war eine Bombe, versteckt in einem Lastwagen, der vor dem Haus der Baltic Exchange parkte. Die paramilitärische Provisional Irish Republican Army (IRA) hatte erneut zugeschlagen. Sie nutzen eine Ein-Tonnen-Bombe für den Anschlag. Es war die größte Bombe, die seit dem Zweiten Weltkrieg auf dem britischen Festland gezündet wurde. Die Folgen waren katastrophal. Drei Menschen starben sofort, 91 wurden teils schwer verletzt. Das Gebäude der Baltic Exchange lag in Trümmern. Wäre die Bombe tagsüber gezündet worden, dann wären hätte es noch deutlich mehr Opfer gegeben.

Die Baltic Exchange ist eine Warenbörse. Früher wurde von hier aus der Ostseehandel zentral geleitet. Damals war eine der führenden Kaufmannsfamilien das Handelsunternehmen ‘Isaac Solly & Sons’. Sie sind meine Vorfahren, Ur-Ur … Onkels aus längst vergangener Zeit. Isaac Solly lebte mit Frau und Kindern in 30 St Mary Axe. Das ist auch die Adresse der Baltic Exchange und heute die Anschrift vom markanten Büro-Gebäude ‘The Gherkin’.

Die Bombe hatte einen tiefen Krater gerissen, wo vorher mehrgeschossige Häuser standen. Sie waren dort seit Jahrhunderten. Jetzt, innerhalb eines Augenblicks, waren sie zerstört. Verschwunden. Für die Londoner unfassbar und ein großer Schock. Aber sie reagierten wie stets auf praktische Weise. Sie nutzen das gigantische Loch als Baugrube für ein neues Hochhaus (The Gherkin) und legten damit den Grundstein für den heutigen Financial District in der City of London.