25. Dezember

Es ist WeihnachtenMerry Christmas! Nachts kam Father Christmas durch den Kamin gerutscht und hat die Geschenke unter dem Tannenbaum verteilt. Gleich nach dem Aufwachen rennt man hin und greift sich, was man kriegen kann. Zurück ins Bett und dann beginnt die Schlacht. Schleifen entknoten, Papier aufreißen, Kartons öffnen. Zwischendurch ein Stück Christmas Pudding verdrücken oder einen Eierlikör. Kleckern kann nicht vermieden werden. Spätestens mittags gleichen die Betten einem Schlachtfeld. Schnell raus, Tür zu machen und erst mal unter die Dusche. George rasiert sich, ich wähle den teuren Duft zum neuen Kleid und um Punkt drei Uhr sitzen wir auf dem Sofa und lauschen der Weihnachtsbotschaft aus dem Königshaus. Abends geht es dann in den Pub. Spät wieder zu Hause erwartet uns ein Bett verschmiert mit Schokolade und sonstigen Flecken. Wir sind zu müde, um es zu richten und plumpsen lieber im spare room ins Gästebett. “Never again!” “Right, once bitten, twice shy. Good night.” “Night night.”

 

25. Dezember 1066

Glückliches England. Es gibt nur zwei Jahreszahlen, die man sich merken muss, falls man die Einbürgerung beantragen will. Es sind 1066 und 1666. Easy, oder? 1666 erlebte Londoner ‘The Great Fire’, übrigens nicht das einzige, aber wohl das teuerste. Sechshundert Jahre früher starb der letzte angelsächsische König. Es passierte gleich im Januar und dummerweise hatte er (Eduard der Bekenner) keine Nachkommen. Sofort brachen Unruhen aus. Es gab einige, die gerne mal den Thron bestiegen hätten. Fast identisch ist es ja auch zurzeit in der englischen Politik. Natürlich macht niemand dem König seinen Platz streitig, aber im Parlament gibt es ein nicht endendes Gezanke um das Hausrecht in der Downing Street.

Damals, 1066, wurde die Entscheidung auf dem Schlachtfeld gesucht. Der Normanne, William the Conquerer, setzte sich durch und ließ sich am Weihnachtstag in der Westminster Abbey krönen. Ab sofort trug er den Namen: William I.

 

[/media-credit] Weihnachten im Palace of Westminster. Ein geschmückter Baum steht ganz alleine in der St Stephen’s Hall. Manchmal ist weniger wirklich sehr viel mehr.

 

25. Dezember 1711

Der Wiederaufbau der St Paul’s Cathedral, nach dem verheerenden Brand im Jahr 1666, ist vollbracht. Der Architekt Christopher Wren liefert sein Meisterstück ab. Man hat die prachtvolle Kirche in etlichen Bauabschnitten komplementiert und jetzt, pünktlich zum Weihnachtsfest, ist alles fertig. 

 

25. Dezember 1739

Wieder ein besonders kaltes Jahr und erneut ist die Themse zugefroren. Am Weihnachtstag ist die Eisdecke dick genug, um betreten zu werden. Die Londoner sind hocherfreut und treffen sich zum Punsch auf dem Eis.

 

25. Dezember 1813

William Debenham eröffnet zusammen mit seinem Partner Thomas Clark ein Textilgeschäft in London. Das sagt uns nicht viel, aber jeder Londoner weiß sofort, wer oder was gemeint ist. ‘Debenhams department stores’ war die Kaufhauskette in England (und darüber hinaus), mit über 165 Filialen in der ganzen Welt. Lange florierte das Geschäft, bis das Internet konkurrenzfähig wurde. Kurz vor Corona, noch im Jahr 2019, musste der Insolvenzantrag gestellt werden. Letztes Jahr kam dann die Nachricht, dass alle britischen Filialen geschlossen werden. Das hatte nichts mit dem Austritt aus der EU zu tun, gab aber einen Vorgeschmack auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung.

 

25. Dezember 1886

Wieder macht das Wetter am Weihnachtstag Schlagzeilen und kommt sogar Father Christmas in die Quere. Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner, Blitzen and Rudolph (the spare) kommen ganz schön ins Rutschen. Ein Schneesturm tobt sich über London aus. Das passiert nicht oft, denn meistens bleibt das Thermometer im Plusbereich.

 

[/media-credit] Weihnachten in London. Man trifft sich am King’s Cross Bahnhof und startet den feuchtfröhlichen Santa Dash, der im Trafalgar Square enden wird.