17. Dezember 1849

Man müsste sich einfach mal trauen, etwas Verrücktes zu machen. Etwa einen komischen Hut aufsetzen und dann mitten am Tag die Whitehall entlang schlendern. Dazu das breiteste Goofy-Grinsen zeigen. Was würde passieren? Ich weiß es nicht, aber Edward Coke hatte mit der Nummer Glück. Er war der Erste, der sich traute, mit einem Bowler Hut durch London zu spazieren. Man staunte, fand es gar nicht schlecht und kaufte sich am nächsten Tag auch so ein Ding. Angeboten wurden sie beim Hutmacher James Lock & Co. in St James’s und den gibt es dort noch heute.

Der ‘Billycock’ wurde zum Kassenschlager. Andere nannte das runde Ei ‘Bob Hat’, aber immer war dasselbe gemeint. Ein steifer, fester Hut mit kleiner Krempe und natürlich in schwarzer Farbe. Gemacht wurde er von Thomas and William Bowler, aber den Auftrag hatten sie von James Lock erhalten. Der Hut war als Kopf-Schutz gedacht, denn er wurde von Jagdaufsehern getragen, die zuvor mit Zylinder auf dem Pferderücken unterwegs waren. Das vertrug sich aber schlecht mit herunterhängenden Ästen und deshalb brauchte man eine stabile Kopfbedeckung, die ähnlich fest auf dem Kopf saß wie ein heutiger Schutzhelm. Natürlich sollte das die Kopfbedeckung auch noch gut aussehen und diese Vorgaben führten ohne Umwege zum englischen Bowler, in Deutschland Melone genannt. Die Form war perfekt gearbeitet und wurde nie mehr geändert. Schon bald wurde der Hut auch in der Stadt getragen. Er sah gut aus, war handlich und die schmale aber tiefe Krempe diente zuverlässig als Regenrinne, falls es mal wieder schüttete.

Heute sieht man den Bowler in London gar nicht mehr. Man muss schon nach Wien fahren, denn dort tragen ihn noch immer die Kutscher. Sporadisch trägt ein Londoner Doorman einen Bowler zur Uniform, aber meistens wird der High Hat, also der Zylinder gewählt. Der scheint in jedem englischen Haushalt vorhanden zu sein, denn sowohl an Feiertagen, als auch bei Silvesterpartys, ist das schmucke Stück überall zu sehen.

 

[media-credit name=”Foto: Brigitte Peters” align=”aligncenter” width=”800″][/media-credit]

 

17. Dezember 1888

In Whitechapel, dem Armenviertel von London, schlägt seit einigen Wochen ein Serienmörder zu. Seine Taten werden von Mal zu Mal grausamer. Sein Name lautet Jack the Ripper. Etwas westlich davon liegt der Stadtteil Covent Garden, dort ist es ruhig, denn dort sind vor allem Theater zu finden. Sie schossen wie Pilze aus dem Boden und sind jeden Abend ausverkauft. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Nur der Zweite Weltkrieg forderte eine Zwangspause, denn in Londons Innenstadt durfte nach Einbruch der Dunkelheit kein Licht brennen. Eine unerwartete Pause forderte dann das Covid Virus, weil ab Frühjahr 2020 auf einmal alles geschlossen wurde. Davon hat man sich noch nicht erholt und ich bin gespannt, wie es weitergehen wird.

Damals, im Dezember 1888, eröffnete das Lyric Theatre im West End.