9. März 2000

Ein Donnerstag, also ein ganz ‘normaler’ Tag. Aber nicht für London, denn an diesem Tag wurde das ‘London Eye’ eröffnet. Endlich drehte sich das Riesen-Ding am Themse-Ufer. Eigentlich sollte es schon am Silvesterabend 1999 passieren. Wäre ja auch viel spektakulärer gewesen, wenn man damit ins neue Jahrtausend gestartet wäre. Aber dann gab es in letzter Sekunde technische Probleme und man musste die Show verschieben.

Sponsor war u.a. British Airways, die man für diese Panne verantwortlich machte. Einige Tage nach der verpatzten Eröffnung kreiste eine kleine Cessna am Londoner Himmel und zog ein Spruchband hinter sich her. Darauf war zu lesen: ‘BA don’t get it up’. Das konnte man und das sollte man doppeldeutig verstehen. Ganz London lachte sich ins Fäustchen.

Auf der anderen Seite war es auch wieder nicht so schlimm, denn bei dem technisch Wunderwerk handelt es sich schließlich nur um ein Riesenrad und nicht um einen neuen königlichen Palast. Eine kapitale Fehleinschätzung, wie sich bald darauf herausstellte. Heute wäre London ohne sein Riesenrad nicht vorstellbar.

Der Name ‘London Eye’ war schnell gefunden und gilt bis heute. Die geplante Laufzeit betrug fünf Jahre. Waaaas??? Bloß FÜNF Jahre??? Ja, genau so war es konzipiert, aber schon bald erwies sich das Riesenrad als super Attraktion und ist es bis heute geblieben. Das Rad ist immerhin 135 Meter hoch, super elegant konstruiert, nämlich ohne sichtbare Aufhängung. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, wie das Ganze statisch gehalten wird und wie es sich überhaupt bewegen kann. Warum stehen die Kabinen nicht auf dem Kopf, wenn sie die halbe Runde hinter sich haben? Immerhin sind sie fest am Rahmen montiert oder doch nicht? Wo ist der ‘Treibriemen’, der das Rad antreibt? Und wieso fällt das ganze Ding nicht durch das eigene Gewicht ins Wasser der Themse? Es gibt doch keine Stützen, oder?

Wer so neugierig ist wie ich, dem gebe ich gerne ein paar Antworten. Die Kabinen bleiben stets senkrecht in der Luft, weil sie sich permanent um die eigene Achse drehen. Das Rad findet Halt durch zwei starke Stahlseile, die über 30 Meter tief in der Erde verankert sind. Und die Kraftübertragung für die Drehung findet nicht zentral an der Radnabe statt, sondern an zwei Stellen unter dem Kreis. Das Rad wird nicht gedreht, sondern rollert auf einem Laufband. 

Man kann aber auch einfach nur einsteigen und die Fahrt genießen. Nach einer guten halben Stunde ist es geschafft. Falls klare Sicht herrscht, kann man Windsor in der Ferne erkennen. Und wer es exklusiv mag, kann die Gondel für sich und seine Gäste alleine mieten, dann wird sogar eine Flasche Champagner bereitgestellt, falls man um ein Ja-Wort bitten möchte. Das passiert nämlich ziemlich oft im London Eye. Wahrscheinlich, weil die Braut keine Chance hat, wegzulaufen. Ziemlich schlau von den Männern.