31. Dezember 1813

London feiert stimmungsvoll den Silvesterabend. Man trifft sich an der Themse, wie es noch heute üblich ist. Die Stadtväter haben eine Überraschung vorbereitet. Zum ersten Mal werden auf der Westminster Bridge Gaslaternen entzündet. Heute werden sie mit Strom betrieben, aber der Anblick lohnt sich noch immer. Wann immer ich dort bin, plane ich einen Abendspaziergang an der Themse ein und wurde noch nie enttäuscht.

 

 

31. Dezember 1999

Manchmal denke ich, das ist doch noch gar nicht so lange her und dann realisiere ich, dass das neue Jahrtausend schon längst volljährig geworden ist. How time flies! Ich weiß gar nicht mehr, was ich an dem ganz besonderen Silvesterabend gemacht habe, aber ich kann mich gut an die Monate zuvor erinnern. Ich arbeitete in einem Rechenzentrum und wir hatten große Sorgen, ob die vielen Programme, die damals grundsätzlich nur nachts verarbeitet wurden, womöglich stehen bleiben? Werden sie die Jahreszahl verkraften? Oftmals hatte man ein Datumsformat gewählt, dass den 1. Januar einfach nur als ‘01.01.00’ anzeigen würde und damit könnte der Computer nichts anfangen. Er würde es als ‘1900’ interpretieren und damit als unlogisch. Aber es passierte nicht, es ging alles gut, erstaunlich glatt.

London plante Großes und fing mit den Vorbereitungen gleich am Silvesterabend 1999 an. Die Olympischen Spiele und ein Goldenes Thronjubiläum warteten schon am Zeithorizont und dafür wollte man sich rechtzeitig schön machen. So standen gleich einige Eröffnungen an: Der Millenium Dome lud erstmals zur Mega-Party ein, das London Eye drehte seine erste Runde über der Themse, mit begeisterten Fahrgästen und die Erweiterung der U-Bahn (Jubilee Line) ins alte Dockland war fertiggestellt. Futuristische Bahnhöfe, wie die Canary Wharf tube station warteten auf die Passagiere.

Ich kam erst etliche Jahre später erstmals nach London. Aber im Jahr 2000 war es vermutlich noch eine ganz andere Stadt. Binnen eines Jahrzehnts hat sich London neu erfunden, ohne das Alte abzureißen oder zu verdammen. Mir gefällt es und das Staunen stellt sich auch nach den vielen Reisen stets aufs Neue ein.

 

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