Der ‘Sunken Garden’ liegt versteckt, neben dem Kensington Palace. Der Garten wird gerne als Hintergrund für Interviews genutzt. So auch von Harry & Meghan, als sie ihre Verlobung bekannt gaben. Prompt wurde der Ort zur begehrtesten ‘Location’ bei allen Selfie-Knipsern. Ich war zwar schon oft im Kensington Palast, hatte aber bisher den berühmten Garten stets übersehen. Man geht schnell am Eingang vorbei, denn irgendwie wirkt das Ganze, als wäre es privates Gelände.

Tatsächlich leben einige Mitglieder der königlichen Familie im Haus. Das wiederum liegt am südwestlichen Ende des Hyde Parks. Die bekanntesten Bewohner waren William, Kate und ihre drei Kinder + Cocker Spaniel. Vor ihnen hatte dort Prinzessin Margaret (Countess of Snowdon und Schwester von Queen Elizabeth II) ihr Appartement und feierte so manche legendäre Partynacht durch. Aktuell ist es eher ruhig, denn die Bewohner sind jenseits ihres 80. Geburtstages und gehen wahrscheinlich früh zu Bett.

Mitten in der Coronazeit, reiste Harry aus den USA an, um gemeinsam mit seinem Bruder William eine Statur einzuweihen. Die Figur zeigt Lady Diana, die viel zu jung verstorbene Mutter der beiden. Sie wäre im Juli 2021 sechzig Jahre alt geworden. Die Presse berichtete ausführlich und dadurch wurde ich mal wieder auf den ‘Sunken Garden’ aufmerksam. Ein Jahr später, als ich endlich wieder in London war, konnte ich den längst überfälligen Besuch nachholen. Mein Urteil fällt gemischt aus: Die Statur ist eindeutig kitschig, aber der Garten ist ein netter Flecken Natur.

 

 

Ein paar Wochen später war ich im Hamburger Stadtpark unterwegs. Eigentlich zum ersten Mal in meinem Leben, was man kaum glauben möchte. Ich weiß, dass meine Mutter mit mir im Sommer am Planschbecken war, denn davon gibt es ein Foto. Aber damals war ich drei, vielleicht vier Jahre alt und kann mich nicht mehr daran erinnern. Danach war ich nie wieder in diesem Park unterwegs. Irgendwie lag er außerhalb meiner Aufmerksamkeit. Unverständlich, denn immerhin hat er die beachtliche Größe von 148 Hektar und stellt damit sogar den Hyde Park (140ha) in den Schatten.

Eines ist gewiss, ich werde den Stadtpark künftig regelmäßig besuchen, denn mit einer Fototour ist es nicht getan. Aber ich hatte viel Zeit und einen ausgedruckten Plan bei mir, auf dem die vielen Attraktionen eingezeichnet waren. Gleich zu Beginn, marschierte ich zum Kurgarten, denn das hörte sich vielversprechend an. Davor ein stattliches Haus, vermutlich das ehemalige Kurhaus, wo es eine große Gartenterrasse gibt, mit Tischen und Stühlen. Ich war aber zu früh dort, die Türen waren noch geschlossen. Dafür wartete eine andere Überraschung auf mich, denn mein Blick fiel auf den Garten, der gleich dahinter liegt. Ein lang gestrecktes Viereck, rundherum bepflanzt, bildet das Grundmuster. Aber wirklich überrascht war ich vom Anblick der Anlage mit abgesenkter Innenfläche. Das war ein fast identischer Entwurf zum Londoner ‘Sunken Garden’. Je genauer ich es mir ansah, desto ähnlicher erschienen mir die beiden Orte.

Ganz am Ende des Kurgartens hatte man eine Bronzeskulptur aufgestellt. Sie thront auf einem Sockel und war deshalb gut zu sehen. Die musste ich mir natürlich näher anschauen. Ich ging also den Fußweg entlang und kam schließlich zum Kopfende der Gartenanlage, genau gegenüber von der Terrasse. Dort stand die Frauenfigur, zusammen mit zwei Hunden an ihrer Seite. Und ein Blick in meine mitgebrachte Karten verriet mir, um wen es sich handelte: ‘Diana mit Hunden’. Na so was! Solche Zufälle mag ich, sie würzen den Alltag und machen gute Laune.

Bei meinem nächsten Besuch werde ich etwas später eintreffen, dann kann ich mich auf die Terrasse setzen, einen Kaffee bestellen und die Kamera zur Seite legen. Denn das Fotografieren ist zwar meine Leidenschaft, aber manchmal ist es viel wertvoller, wenn man die Bilder ‘nur’ im eigenen Kopf speichert. Ruft man sie sich später wieder ins Bewusstsein, dann passiert oft etwas Unerwartetes. Es gibt nämlich einen Bonus in Form vieler Sinneseindrücke, die sich offenbar zusammen mit dem Bild eingeprägt haben. Der Duft der Rosen, die Wärme der Sonne, das Lachen von Kindern und die Stimulanz des Koffeins. Kurzum, die Fülle eines perfekten Vormittags im Juni.