Ostern haben wir bewältigt. Die Eier sind verdaut, die Gartenabfälle sind verbrannt. Jetzt beginnen die Vorbereitung auf das große Maiwochenende. In dreieinhalb Wochen ist es so weit, dann steht ganz London Kopf. Allerdings auch die Hamburger und das ist ein Problem für uns. Ich würde ganz gerne den König in London bejubeln, George möchte lieber den Hamburger Hafengeburtstag an der Elbe feiern. Eigentlich hat er mich schon überzeugt, denn es sprechen einige Argumente gegen einen London Trip: Es wird vermutlich sündhaft teuer (Flugticket, Taxe, Essen und Trinken …) und es wird gerammelt voll. König Charles hat sich nämlich für die Kurzstrecke entschieden, wird also auf direkten Weg vom Buckingham Palace zur Westminster Abbey fahren und nach der Krönung dieselbe Strecke wählen. Mit anderen Worten, es bleibt nur wenig Platz für Zuschauer. An der Abbey wird wohl alles weiträumig abgesperrt sein, dann bleibt einem nur noch die Whitehall oder die Mall. Wahrscheinlich umrundet die Kutsche noch nicht einmal Trafalgar Square, sondern biegt gleich unter dem Admiralty Arch in die lange Straße zum Palast. 

 

 

Und George legt noch nach, denn die Krönung wird live im Fernsehen übertragen, aber der Hafengeburtstag nur abends im Regionalsender. Das spricht klar für ein Sofa-Wochenende in Hamburg. Sowohl die BBC als auch ITV (die beiden größten TV Anbieter in UK) haben bereits zugesagt, dass sie anlässlich der Krönung auf ihre Lizenzgebühr verzichten. Sowohl Samstag (Krönung in London) als auch Sonntag (Konzert in Windsor) kann man ihre Programme ohne Anmeldung weltweit sehen. Der Kompromiss lautet also: Wir bleiben in Hamburg, lassen den Fernseher ganztägig laufen und stoßen abwechselnd auf King Charles, Queen Camilla und Käpt’n Blaubär an. Cheers, Prost, knock it down.

Wer also wie wir nicht vor Ort dabei sein wird, für den biete ich ab heute ein paar Infos an, damit man bestens vorbereitet ist. Beginnen wir mit der Kutschfahrt vom Palast zur Kathedrale. Den kurzen Weg habe ich schon beschrieben, an der Westminster Abbey wird man den Westeingang wählen, dort wo das Grab des unbekannten Soldaten im Boden eingelassen ist. Eigentlich wird dieser Eingang immer von der königlichen Familie genutzt. Die Strecke wird in der Kutsche zurückgelegt, denn das sieht nun mal viel stimmiger aus. Davor ein paar edle Pferde, gefolgt von ganzen Reiterregimentern der Horse Guard. Hoffentlich scheint die Sonne. Take your fingers cross – wird schon schief gehen.

Auf der Hinfahrt will man die Diamond Jubilee Coach benutzen. Sie wurde in Australien gebaut und war ein Geschenk an die verstorbene Queen im Jahr 2012. Die Kutsche ist bildschön und ziemlich modern ausgestattet. Auf den ersten Blick wird man es kaum vermuten. Da wären unter anderem die Fenster, die mit elektrischen Hebern hoch- und runterfahren können. Falls es warm sein sollte, schaltet man die eingebaute Klimaanlage an oder bei Regenwetter die elektrische Heizung. Im Gegensatz zur Golden State Coach (sie kommt auf der Rückfahrt zum Einsatz) hat die deutlich kleinere Jubilee Coach eine gut funktionierende hydraulisch gesteuerte Federung. Die Fahrt dürfte also recht bequem werden. Vermutlich wird man vier Pferde vorspannen. Sie werden längst auf den großen Tage vorbereitet. Vor allem müssen sie lernen, dass die johlenden Zuschauer links und rechts keine Gefahr bedeuten. Aber sie sind sicherlich schon häufiger bei Jubel-Feiern zum Einsatz gekommen und werden die Sache kennen. Vor der Beerdigung der Queen hatte man den Pferden stundenlang Pflanzenstiele auf den Rücken geworfen, weil man befürchtete, dass viele Menschen einen letzten Blumengruß auf den Wagen mit dem Sarg werfen werden. Die Tiere, die das stoisch über sich ergehen ließen, wurden für den großen Einsatz ausgewählt.

 

Das ist das gute Stück. Meistens steht die Kutsche in den Royal Mews geparkt, wo man sie bestaunen und fotografieren kann.

Es ist kein Zufall, dass man die Diamon Jubilee Coach ausgewählt hat. Sie besteht aus unzähligen Stücken, die symbolisch für Gott und die Welt stehen. Angefangen natürlich mit Australien, wo sie hergestellt wurde. Dann geht es aber weiter. Das Holz, die Metallteile und anderes Material wurde aus diversen Palästen entnommen. Darunter der Buckingham Palace, Kensinton Palace, Windsor Castle und Palace of Holyroodhouse (Scotland). Aber auch die St Paul’s Cathedrale und das Westminster Abbey haben Teile beigesteuert. Man hat Holz vom Schiff der ‘Mary Rose’ verbaut, ein paar Dinge aus 10 Downing Street genutzt und sogar Teile der Antarktis Expedition von Sir Ernest Shackleton eingebaut. Der Mount Everest Besteiger Edmund Hillary hat eine Sprosse einer Leiter dazugeben, die er offensichtlich mit auf den Berg geschleppt hatte, und sogar ein Stück Stoff vom Kittel der Krankenschwester Florence Nightingale wurde irgendwo in der Kutsche eingenäht. Eine bunte Mischung, hoffentlich alles verkehrstauglich. Aber der TÜV in England ist großzügig, da drücken die beide Augen zu. 

Die goldenen Stangen rundherum, die als Handlauf genutzt werden, stammen von der königlichen Yacht Britannia und die Krone auf dem Dach wurde aus Eichenholz geschnitzt, das ursprünglich Teil der HMS Victory (Lord Nelson) war. Alles was gold glänzt ist echt, aber nur hauchdünn. Die meisten Teile sind aus Holz und wurden dann mit einer Goldschicht überzogen. Da dran sollte man also lieber nicht kratzen.

Übrigens, falls Sie noch keine Einladung vom Königshaus erhalten haben, dann können Sie alle Hoffnung begraben. Die Karten wurden verschickt. So mancher wird jetzt vor dem Kleiderschrank stehen und schluchzend fragen: Was soll ich bloß anziehen? Es sind nämlich viele Überraschungsgäste unter den knapp 2.000 Teilnehmern in der Westminster Abbey. Charles hat es sich nicht nehmen lassen, fast 800 Einladungen an “ganz normale” Bürger zu verschicken. Er hat damit ein Versprechen wahrgemacht, nämlich seinen persönlichen Dank an die unzähligen Menschen, die während der Coronazeit anderen geholfen haben. Sei es im Krankenhaus, im Pflegeheim oder in der Nachbarschaft. Das ehrt ihn, denn die Politiker haben es dann doch beim wöchentlichen Klatschen belassen. Statt versprochener finanzieller Hilfe wurden die Gehälter der Krankenpfleger/innen nur minimal erhöht. 

Genug für heute, mal sehen, worüber ich morgen berichten kann.

PS: Die Krone ist das offizielle Icon für die Krönung. Herausgegeben vom Buckingham Palast und frei für jedermanns Nutzung. Das ist nett. Die machen es richtig und geben regelmäßig Fotos und Bilder für die (nicht kommerzielle) Nutzung frei. Das gefällt mir, da könnten andere ruhig nachziehen, statt eifersüchtig über jedes Foto zu wachen. Denn auch sie wollen unsere Aufmerksamkeit und da muss man dann bitte auch mal etwas anbieten. Und zwar ohne Geld dafür zu verlangen.

 

Die vorgesehene Route vom Palast zur Kirche

 

My opinion

Yes, the Royal Jubilee Coach is a ceremonial carriage used for important royal events in the United Kingdom. The coach was commissioned in 2010 to commemorate the Diamond Jubilee of Queen Elizabeth II in 2012.

The coach was designed by Jim Frecklington, a coachbuilder who specializes in the restoration of historic carriages. It was constructed over a period of two years using traditional techniques and materials, and incorporates a range of symbolic elements and design features.

The coach is painted in a vibrant red and gold color scheme and features a range of intricate carvings and decorative elements. It is pulled by six horses and can accommodate up to eight passengers. The interior of the coach is lined with sumptuous red velvet and features a range of modern amenities, including air conditioning and an intercom system.

The Royal Jubilee Coach has been used for several high-profile royal events, including the Diamond Jubilee procession in 2012 and the State Opening of Parliament in 2014. It is stored at the Royal Mews in London when not in use and is available for public viewing on select days throughout the year.