Den heutigen Beitrag kann ich in meine beiden Hauptkategorien einsortieren. Es geht nämlich sowohl um die Person als auch um einen Ort. Zusätzlich noch ein Schuss aktuelles Zeitgeschehen. Wenn man das alles zusammenrühren kann, dann greife ich zu. Der Beitrag dreht sich um den Duke of York, aber bitte den alten, nicht den aktuellen Titelträger. Der Ehrentitel des Herzogs (Duke) wird schon seit langer Zeit verliehen und die Männer, die ihn benutzen durften, sorgten nicht immer für Glanz und Gloria. Üblicherweise erhält der zweitgeborene Sohn eines Regenten den Titel, wenn er dann vakant ist. Denn es gibt auch Familien, die Anspruch auf den Namenszusatz haben und doppelt kann man so etwas natürlich nicht vergeben. Exklusivität lebt von der Einmaligkeit. Der nächste Träger wäre also Harry, aber wer weiß?

Beim Duke of York denken wir natürlich als Erstes an Prinz Andrew, den in Ungnade gefallenen Bruder, des britischen Königs. So ziemlich alles wurde ihm aberkannt oder zumindest mit dem Verbot belegt, es zu benutzen. Nur seinen Titel als Herzog durfte er behalten, denn der ist ihm gar nicht so einfach zu nehmen. Er wurde damit anlässlich seiner Hochzeit beschenkt, die allerdings längst annulliert worden ist. Will man nun aber auch den Titel einkassieren, dann müsste es formell durch das Parlament geschehen. Die haben dazu gerade gar keine Lust und stellen sich deshalb taub. Und so bleibt ihm dann wenigstens der ‘Herzog’ erhalten.

Der erste Duke of York war Frederick von Hanover, der zweitgeborene Sohn von König Georg III. Der Thron wurde von seinem älteren Bruder (Georg IV.) besetzt und so blieb Frederick nur das Schlachtfeld, um Ruhm und Anerkennung zu finden. Leider war er kein großer Stratege und das Glück fehlte auch noch. Meistens kam er als Verlierer zurück und dann tröstete er sich im Glücksspiel und mit hochprozentigen Getränken. Seine Ehe war auch ein Fehlschlag. Die Liebe zur preußischen Prinzessin, die man für ihn auserwählt hatte, ließ sich wohl nicht erzwingen. Schon kurz nach der zweifachen Trauung, erst in Berlin, dann im Buckingham Palace, trennte sich das Paar, bevor man es überhaupt miteinander probiert hatte. Kinder hatte man nicht gezeugt und so starb Frederick einsam und ohne Nachfahren.

Ein bekannter Kinderreim zeigt, wie spöttisch man über den sieglosen Duke of York dachte:

The grand old Duke of York,
He had ten thousand men.
He marched them up to the top of the hill
And he marched them down again.
And when they were up, they were up.
And when they were down, they were down.
And when they were only halfway up,
They were neither up nor down.

Umso erstaunlicher ist die Größe seines Denkmals an der Mall in Westminster. Hoch oben, auf einer riesigen Säule, steht seine Bronzefigur. Von unten kaum zu sehen und noch mal ein gutes Stück höher als die Nelson-Säule, die auf dem Trafalgar Square platziert wurde. Würde sich der Admiral mal umschauen, könnte er den Duke sehen, denn es trennen sie gerade einmal 300 Meter Luftlinie. Um das prunkvolle Denkmal zu finanzieren, zog man kurzerhand die Soldaten heran. Man teilte ihnen mit, dass sie doch sicherlich gerne für ihren Kommandanten eine Spende geben wollten und um die Sache einfach zu halten, hatte man pauschal einen Tageslohn von jedem einbehalten. Der Vorschlag kam von den Offizieren, aber ich bin mir nicht sicher, ob die sich auch daran beteiligt haben. Auf jeden Fall kam genug zusammen, um die Bronzefigur in Auftrag zu geben. Gleichzeitig wurde auf dem Platz zwischen der Prachtstraße The Mall und der Regent Street ein Plateau geschaffen, auf dem dann das gewaltige Denkmal errichtet wurde. Im Inneren der Säule ist eine Treppe eingebaut und wenn man hochschaut, sieht man oben das Geländer rund um die Aussichtsplattform. Die ist aber schon seit Jahrzehnten für die Öffentlichkeit gesperrt, was möglicherweise mit einem Selbstmord zusammenhängt. Jemand nutze die Höhe und sprang von oben in den sicheren Tod.

Schaut man vom St James’s Park zum Denkmal hinüber, dann sieht es noch höher aus, denn davor ist eine gewaltige Treppenanlage (Duke of York Steps). Abends wird das alles sehr dekorativ beleuchtet und ist ein echter Hingucker.

Liegt ein Fluch auf dem Titel? Jedenfalls waren die Probleme, mit denen sich Prinz Andrew herumschlägt, auch schon dem alten Duke of York bekannt. Der Mann hatte wahrlich nicht den besten Ruf in den Londoner Gentlemen Clubs. Und manche begründen die enorme Höhe seiner Säule auf recht hintersinnige Weise: ‘The great height of the column caused contemporary wits to suggest that the Duke was trying to escape his creditors, as the Duke died £2 million in debt.’ Immerhin das blieb von ihm in Erinnerung, gewünscht hatte er sich wohl etwas anderes. Was von Prinz Andrew bleiben wird, kann zurzeit niemand sagen. Aber es ist schon bezeichnend, dass die Bewohner von York sich an das Königshaus gewandt haben. Sie bitten dringend um die Aberkennung des Titels, denn sie möchten sich so weit wie möglich vom Träger distanzieren. Das ist heftig. Immerhin haben die Bewohner von Sussex bisher stillgehalten, soweit mir bekannt ist. Aber wer weiß, das kann ja noch kommen.