2. Februar 1626

In der Westminster Abbey findet an diesem Donnerstag die Krönung von King Charles I. statt. Seit fast einem Jahr ist er der König von England, Schottland und Irland. Nun soll die feierliche Krönung vollzogen werden. Gut zwei Jahrzehnte lang wird Charles I. regieren, dann, im Jahr 1649, wird man ihn verurteilen und schließlich hinrichten. Geboren wurde in Schottland, als Sohn von King James VI., gehörte also der Stuart Familie an. Als er drei Jahre alt war, wurde sein Vater auch König von England (James I.) und von da an verbrachte Charles die meiste Zeit in und um London.

King Charles I. hatte ständig Streit mit den englischen Parlamentariern, was letztlich zu einer erbitterten Auseinandersetzung führte. Als der König mit seinen Soldaten ins Haus der Abgeordneten stürmte, um dort Festnahmen ausführen zu lassen, war die rote Linie überschritten. Die Politiker waren vorher gewarnt worden und waren deshalb vorbereitet. Sie drehten den Spieß kurzerhand um. Ab sofort wurde der König verfolgt und schließlich auch gefangen genommen. 

Eine Folge der damaligen Ereignisse war der Verzicht des Königshauses, jemals wieder das Parlament zu betreten. Das Verbot gilt im House of Commons bis heute und wird strikt eingehalten. Die jährlich stattfindende Parlamentseröffnung findet stets im House of Lords statt. Die Parlamentarier gehen von ihrer Kammer zu Fuß zu den Kollegen, um der Rede des Regenten zuzuhören. Der König wird sich hüten, der Abgeordnetenkammer auch nur nahezukommen. Obwohl ich bezweifle, dass das noch heute eine Rücktrittsforderung zur Folge hätte. Würde er das Verbot missachten, dann wäre es von ihm schlicht unhöflich und damit sehr unbritisch.

 

2. Februar 1901

Tag genau 275 Jahre nach der Krönung von Charles I. stand an diesem Tag erneut das Königshaus im Mittelpunkt des Geschehens. Dieses Mal hatten sich die Londoner versammelt, um ihrer Königin Victoria das letzte Geleit zu geben. Sie war am 22. Januar, im Alter von 81 Jahren, gestorben. Fast 64 Jahre lang saß sie auf dem Thron, länger als jeder andere. Erst ihre Ur-Ur-Enkelin, Queen Elizabeth II. wird diesen Rekord einstellen.  

Victoria hatte detaillierte Anweisungen erteilt, wie ihre Bestattung stattfinden sollte. Sie wünschte sich einen militärischen Stil, was sie als ‘head of army’ auch durchaus verlangen konnte. Dazu gehörte auch, dass die Farbe Weiß anstatt Schwarz dominierte. Und so kam es, dass sie in einem weißen Kleid aufgebahrt wurde. Im Sarg fanden sich eine ganze Menge Beigaben, die voller Symbolik waren. Darunter ein Morgenmantel ihres geliebten, aber viel zu jung verstorbenen Gatten Prinz Albert. Der Mantel lag an ihrer Seite und an der anderen wurde eine Haarlocke und ein Foto von John Brown gelegt. Er war ein einfacher Mann, diente der Königin als Jagdaufseher und war zur rechten Zeit (Tod von Prinz Albert) am rechten Ort (Seite von Victoria). Sogar der Ehering, der John Browns Mutter gehört hatte und den er seiner Königin eines Tages schenkte, gehörte zu den Gaben, die Victoria auf ihrer letzten Reise im Sarg bei sich haben wollte. Erstaunlich, denn sie verfügte selbst sicherlich über materiell wertvolleren Schmuck, aber der Ring war für sie offensichtlich wichtiger.

Die Beisetzung fand in Windsor statt. Im Royal Mausoleum in Frogmore wurde sie an der Seite ihres Gatten Prinz Albert zur letzten Ruhe gebettet. Mit ihr verschwand das ‘House of Hanover’. Ihr Sohn und Nachfolger Edward VII. trug den Namen ‘House of Saxe-Coburg and Gotha‘. Die Deutschen saßen nicht nur fest im Sattel, sondern auch auf dem britischen Thron.

 

2. Februar 2009

Bildquelle: David Merrigan from London, UK, UK snow February 2, 2009 img008, CC BY 2.0

Und dann gab es noch einen ungewöhnlich heftigen Schneesturm. Er war vorhergesagt worden und erfasst ganz Süd-England, aber auch London, wo das Foto aufgenommen wurde. Die weiße Pracht fiel am 2. Februar 2009 vom Himmel und brachte die Stadt zum Stillstand. Kein einziger Bus fuhr mehr und auch die Fernzüge waren im Depot geblieben. Die Flughäfen, inkl. Heathrow mussten ihren Betrieb einstellen. London erlebte das, was in Hamburg nicht unüblich ist, wenn ich es auch eher aus meinen Kindertagen erinnere. Wir hatten dann den Schlitten aus dem Keller geholt und nachdem der Fußweg freigeschaufelt war, konnten wir uns auf einen tollen Wintertag freuen. In London geht das nicht. Niemand ist vorbereitet und deshalb hat auch niemand Streusalz oder eine Schneeschaufel parat. Und einen Schlitten schon gar nicht, aber da kann man improvisieren. Alles, was groß genug zum Sitzen ist und eine glatte Oberfläche hat, eignet sich. – Letztens, im Dezember, lag auch ein wenig Schnee in London. Die Leute mussten auf den Zug warten, der Verspätung hatte. Es war ziemlich kalt auf dem windigen Bahnsteig und mancher trat von einem Fuß auf den anderen, um sich warmzuhalten. Aber dann hatte einer eine ziemlich gute Idee. Er formte sich einen Schneeball und warf ihn auf den gegenüberliegenden Bahnsteig, wo genauso viele Leute standen. Deren Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Eine muntere Schneeballschlacht begann und wurde erst gestoppt, als der Zug einlief. Schade eigentlich, denn es hatte gerade angefangen richtig Spaß zu machen.