25. November 1952

Agatha Christie hat einen Krimi geschrieben. Das ist nichts Besonderes, denn sie machte es in schöner Regelmäßigkeit und wir lesen die Stücke bis heute gerne. Vielleicht gerade deshalb, weil die Morde nicht im Mittelpunkt stehen, sondern wunderbar erdachte Figuren, mal schrullig, mal gewitzt oder auch beides und stets liebenswert.

Dieses Mal, Ende November 1952, passiert aber doch etwas Neues, das sogar die Autorin ein wenig ins Schwitzen brachte. Ihr neues Stück soll nämlich ins Theater und die Premiere ist an diesem Abend geplant. Der Titel lautet ‘The Mousetrap’ und die Bühne steht im West End Londons (New Ambassadors Theater).

Agatha Christie ist nervös, weil sie Neuland betritt. Wird das Publikum kommen? Wird man ihr Stück mögen? Und wird es für ein paar Wochen Spielzeit tauglich sein? Sie weiß, sobald der Clou, also der Mörder bekannt wird, wird keiner mehr kommen. Ihre Bedenken sind haltlos. Das Publikum ist begeistert und die Premiere ausverkauft. 

Bemerkenswert an der Geschichte ist, dass sich bis zum heutigen Tag nichts daran geändert hat. Noch immer läuft ‘The Mousetrap’ im West End, noch immer ist es jeden Abend ausverkauft. Einzig die Schauspieler haben gewechselt, denn irgendwann wurden sie alle zu alt, um auf der Bühne zu stehen.

[media-credit name=”Foto: Brigitte Peters” align=”alignright” width=”250″][/media-credit]

Natürlich habe ich mir das Stück angesehen. Die Ticketpreise sind moderat, das Theater wundervoll altmodisch und das Stück spannend und sehr unterhaltsam. Am Ende tritt jemand an den Bühnenrand und bittet das Publikum, den Inhalt nicht zu verraten. Man möge doch bitte künftigen Zuschauern nicht die Freude nehmen. Alle haben sich daran gehalten. Oft wurde es in der Presse besprochen und hochgelobt, aber nie verriet man den Täter. Bis dann Wikipedia sich der Sache annahm. Ich nutze die kostenfreie Enzyklopädie täglich und schätze deren Angebot, aber in diesem Fall finde ich es schade, dass man sich nicht an die stillschweigende Abmachung gehalten hat. Bevor Sie dort nachschlagen, lieber ein Ticket kaufen und die Vorstellung besuchen. Inzwischen läuft es im St Martin’s Theatre, hat über 28.000 Vorstellungen erlebt und über 10 Millionen (!) Tickets verkauft. In den Pausen haben die Besucher 500 Tonnen Eiscreme geleckt und nur das Covid Virus konnte die täglichen Vorstellungen unterbrechen. Jetzt sind sie wieder auf der Bühne und der Erfolg ist ungebrochen.

Agatha Christie ist damit etwas gelungen, was bisher niemand schaffte. Es lässt sich auch ganz sicher nicht planen. Ein solcher Erfolg ist kaum erklärbar. Aber das ist längst nicht alles, was die Autorin besonders macht. Ich kann nur jedem zu einer ihrer Biografien raten, denn die sind genauso spannend wie ihre Krimis. Ein Geheimnis hat sie sogar mit ins Grab genommen. Es betrifft die zehn Tage ihres Verschwindens und warum sie in einem Hotel und ihr Auto in einem Teich gefunden wurde. Mehr sage ich nicht, denn es macht Spaß es selbst herauszufinden.