24. Januar 1965

Sir Winston Leonard Spencer-Churchill stirb im Alter von 90 Jahren in London. Die Lebensdaten (1874-1965) musste ich nachschauen und ich habe einige Male nachgerechnet. Wurde er wirklich so alt? Ja, es stimmt. Das hat mich überrascht, denn der Mann lebte nun wirklich nicht gesund und das über Jahrzehnte. Vermutlich hat er nie in seinem Leben Sport getrieben, dafür aber von morgens bis abends Zigarren geraucht und Brandy geschlürft. Beides seit Jahrzehnten und in hohen Dosen. Ich gönne ihm sein langes Leben, er wusste es mehr als gut zu füllen.

Ich habe bewusst seinen vollständigen Namen angegeben, denn vielleicht klingelt dabei beim Leser das Glöckchen. Spencer-Churchill? Ein Doppelname? Ja, seit Geburt und die nächstbeste Assoziation ist goldrichtig. Sir Winston und Lady Diana sind Verwandte, wenn auch nur entfernt:

 

 

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Wer in Churchill nur den Premierminister während des Zweiten Weltkrieges sieht, hat ein viel zu schmales Blickfeld. Churchill war eine widersprüchliche Persönlichkeit mit unzähligen Facetten. Im Ersten Weltkrieg machte er sich einen Namen als Erster Lord der Admiralität, traf Entscheidungen, die ihm später zur Last gelegt wurden und zum Rücktritt führten. Aber für ihn war das nur eine Einladung, um andere Betätigungsfelder zu betreten. Zum Beispiel als Rüstungsminister, dann sogar Schatzkanzler der britischen Regierung. Zwischendurch sehr erfolgreich als Publizist und Schriftsteller. Seine journalistischen Veröffentlichungen waren meinungsbildend und so wirkte er auch in dieser Rolle aktiv auf Gesellschaft und Politik ein.

Schon kurz nach Kriegsende (2. WK) war er einer der Vordenker der Europäischen Einigung. Im Jahr 1951 wurde er erneut zum Premierminister gewählt. Ein Schlaganfall zwang ihn vier Jahre später zum Rücktritt. Freiwillig hätte er vermutlich nie aufgehört. Als einfacher Abgeordneter blieb er dem Parlament und seinen Wählern bis kurz vor seinem Tod treu.

Keineswegs nebenbei, aber erst nach Beendigung der aktiven politischen Laufbahn begann Churchill seine Hobbys intensiv auszuleben: die Malerei und erneut journalistische und schriftstellerische Arbeiten. Alles betrieb er sehr ernsthaft, fleißig und erfolgreich. Zeitweise war er der bestbezahlte Kolumnist der Welt. Seine Malerei war längst der Freizeitbeschäftigung entwachsen. Er hatte Unterricht genommen und ging der geliebten Arbeit mit viel Fleiß und Ausdauer nach. Mir scheint, dass das eines seiner Geheimnisse war. Was immer ihn interessierte, was immer er gerade verfolgte, er machte es in einer professionellen Weise und mühte sich so lange, bis der Erfolg sich einstellte. Die Dinge fielen ihm genauso selten in den Schoß, wie uns anderen. Er ließ es aber oft so aussehen, weil er von sich selbst wenig Aufheben machte. Er nahm sich nicht besonders wichtig, seine jeweiligen Aufgaben dafür umso mehr.

Vermutlich gibt es nicht viele Biografien über ihn, die in einem Plauderton geschrieben sind. Sollte ich ein solches Buch finden, werde ich es bestimmt lesen. Es dürfte ein dicker Wälzer sein. Churchill hat an jedem Tag mehr erlebt als andere in einem ganzen Monat. Ich freue mich schon jetzt auf die Entdeckungen. Ach, warum warten? Ich wechsel dann mal zu Amazon.