21. November 1911

Die Suffragetten stürmen das Parlament. Man rief die Polizei und liess die Damen festnehmen. Schon bald standen sie vor Gericht und durften wählen. Entweder eine Geldstrafe oder Haft. Alle entschieden sich für das Gefängnis. 

Ihr Kampf um Gleichberechtigung währte schon Jahre, aber niemand hörte zu. Im November 1911 war die Geduld der Frauen am Ende. Sie zogen in London zum Parlamentsgebäude und verschaffen sich gewaltsam Einlass. Sie bearbeiten die verschlossenen Türen mit Hämmern und warfen mitgebrachte Mauersteine in die Fenster. Dasselbe passiert in den Gentleman’s clubs in St James’s und in Zeitungsredaktionen in der Fleet Street. Am Abend hatte die Polizei 220 Frauen und 3 Männer festgenommen.

Es ging ihnen vor allem um das Wahlrecht, das ihnen noch immer verwehrt wurde. Als 1911 eine Volkszählung durchgeführt wurde, verweigerten sich die Frauen Angaben zu ihrer Person zu machen. Sie fragten sich und vor allem das Parlament: “Would you fill in the census if you didn’t have a vote?” Sie trugen Schilder, darauf war zu lesen: “If women don’t count, neither shall they be counted”.

Die Frauen zeigten Mut und Entschlossenheit, denn so manche von ihnen musste sich erst einmal zu Hause vor dem Ehemann rechtfertigen. Eine Frauenrechtlerin machte Geschichte, durch eine inzwischen recht komisch anmutende Tat. Ihr Name ist Emily Wilding Davison. Sie wurde 1873 in London geboren und gehörte zum radikalen Flügel der Bewegung. Sie stand mehrfach vor Gericht, denn sie ging gerne militant zur Sache. Körperverletzung, Steinewerfen, Zerschlagen von Fensterscheiben und das Anzünden von Briefkästen hatten ihr mehrmals Gefängnisstrafen eingebracht. Kaum war sie in der Zelle, protestierte sie gegen die Bedingungen, verbarrikadierte sich und versuchte es mit Hungerstreik.

Davidson hatte studiert, bekam ihren Abschluss mit Auszeichnung von der Universität in Oxford, aber der akademische Grad wurde ihr verwehrt. So war es damals, sie war schließlich ‘nur’ eine Frau und sollte ihr Glück im familiären Heim suchen und nicht im Labor oder sonst wo.

In der Nacht der Volkszählung 1911 versteckte sie sich in einem Schrank im Westminster Palast. Dort kauerte sie stundenlang in dem engen Versteck und füllte schließlich das Zensus-Formular aus. Wahrheitsgemäß gab sie als Wohnsitz ‘House of Commons’ an. Ein Protest mit Witz. Es dauerte 88 Jahre, bis ein Abgeordneter es zeitgemäß fand, eine Gedenktafel anzubringen. Er ließ sie auf eigene Kosten anfertigen und schraubte sie dann, ebenfalls eigenhändig, aber mit Zustimmung des Speakers, an den Schrank, der Emily als Versteck diente. Auf der Tafel steht: „It is a modest reminder of a great woman with a great cause who never lived to see it prosper but played a significant part in making it possible.“ Wenn Sie dort eine Besuchstour machen wollen, dann achten Sie mal darauf.