21. Januar 1964

 

 

Der Strand Underpass wird eröffnet. Das ist einer der vielen Tunnel, die den Autoverkehr von Londons Straßen optisch verschwinden lassen. Der Tunnel beginnt zweispurig, wird dann unangenehm eng und überlässt es dem Fahrer, ob er die zweite Spur nutzen will oder lieber nicht. Die Strecke verbindet die Waterloo Bridge mit Aldwych. Alle, die aus Waterloo kommen und nach Camden oder Islington wollen, benutzen ihn. Busse machen es aber nicht (bis auf die Linie 521), sie kriechen an der Oberfläche durch diese viel befahrene Gegend.

Früher wurde der Tunnel von einer Straßenbahn genutzt. Eine letzte Londoner Tram-Linie findet sich noch im Süden der Stadt, in Croydon. Die Abmessungen von Zugtunnel ist in London stets eng bemessen, egal ob U-Bahn oder Straßenbahn. So war es auch beim Strand Underpass und man konnte nur mit Mühe zwei Fahrbahnen für Autos oder gar Laster unterbringen. Deshalb wird der Tunnel immer nur in einer Richtung benutzt, normalerweise von Süden nach Norden, also ‘northbound’, wie der Engländer sagt.

Eine hochtechnische Anlage überprüft automatisch den Verkehr, der durch die Unterführung fährt. Man hat nicht viel Platz, weder in der Breite noch in der Höhe. Wenn ein LKW zu hoch ist, wird er automatisch gewarnt und über einen Schleichweg aus dem Tunnel herausgeführt. Trotzdem kommt es regelmäßig zu feststeckenden Fahrzeugen. Dafür ist der Londoner einfach zu risikofreudig. Da können noch so viele Signale aufblinken, er sagt sich stets, vielleicht klappt es ja doch. Und dann sitzt er auch schon fest.

Mein Freund George kann sich erinnern, dass 2012 der Verkehr andersherum durch den Tunnel geleitet wurde. Grund waren die Olympischen Sommerspiele, die die ganze Stadt für Wochen beherrschten. Über Nacht konnte man nur noch am Nordende einfahren und kam dann quasi schon auf der Waterloo Bridge wieder ans Tageslicht. Das Chaos war perfekt, niemand hatte es mitbekommen und Menschen sind nun mal Gewohnheitstiere.