19. Januar 1982

Der Billingsgate Fish Market zieht um. Das Haus am Nordufer der Themse, kurz vor der Tower Bridge, wurde geräumt und ab sofort handelte man in den viel größeren Hallen in Canary Wharf auf der Isle of Dogs.

Im 19. Jahrhundert war der Londoner Billingsgate Fischmarkt der größte Handelsplatz der Welt. Der heutige Markt ist noch immer der bedeutendste Inland Fischmarkt in UK. 

Der alte Platz war eigentlich nur eine freie Fläche mit einigen Buden aus Holz. Ein ehemaliges Dock an der Themse, wo die Händler mit ihren Booten anlegen konnten. Erst 1852 wurde ein mehrgeschossiges Haus für die sie gebaut. Es erwies sich schon bald als zu klein, denn der Fischhandel wuchs ebenso rasant wie die Londoner Bevölkerungszahl an. Schließlich wurde der Architekt Sir Horace Jones damit beauftragt, ein größeres Gebäude zu bauen.  

Bald danach erhielt man auch einen Eisenbahnanschluss und damit wurden die Lieferwege ganz neu festgelegt. Die neue Markthalle hatte sogar schon elektrisches Licht, aber die Händler waren die alten geblieben. Einfache Leute, die an der Themse lebten. Sie sprachen ein ganz eigenes Englisch, das als vulgär galt und von den anderen Londoner kaum verstanden wurde. Auf den späteren Autor George Orwell hatte es keinen schlechten Einfluss, denn er hat eine Zeitlang als Fischhändler in Billingsgate gearbeitet, bevor er zu Schreiben anfing.

Im Jahr 1982 war dann der Umzug fällig. Man brauchte einen modernen Standort, der günstig lag und bezahlbar war. Billingsgate an der Themse war längst zu einer bevorzugten Wohn- und Bürogegend geworden. Dort flanierten die Touristen und deshalb passte der Fischmarkt dort nicht mehr hin. Die Lage am Fluss war zweitrangig geworden, denn inzwischen wurden die meisten Fische per LKW angeliefert. Sie wurden irgendwo weit draußen im Meer gefangen und landeten in Schottland (Aberdeen) oder Cornwall auf der Britischen Insel. Aus der Themse stammte keiner mehr.

Wer am Londoner Fischmarkt arbeiten will, muss früh aufstehen. Der Handel beginnt um 4 Uhr morgens und endet gegen halb neun in der Frühe. Dann trinkt man noch einen kräftigen Tee, bevor man sich auf den Weg nach Hause macht. Die Woche beginnt am Dienstag und dauert bis Samstag. Sonntag und Montag ist der Markt geschlossen. Aber vermutlich dürfen nur professionelle Händler dort kaufen. Wer als Tourist unterwegs ist, sollte die Ware lieber im Pub bestellen: Fish & Chips sind wirklich empfehlenswert. Der traditionelle ‘cod fish’ (Kabeljau) wird täglich frisch serviert und das schmeckt man sofort. Es ist sehr, sehr lecker.