1. Januar 1753

Das Jahr beginnt mit einer höchst mysteriösen Geschichte, die zu den großen Rätseln der Londoner Kriminalgeschichte gehört. Im Mittelpunkt steht die Dienstmagd Elizabeth Canning, 19 Jahre alt, mit einer Arbeitsstelle in der City of London. Am 1. Januar 1753 verschwindet sie spurlos und taucht erst einen Monat später wieder auf. Ihr Zustand ist beklagenswert, sie sieht ausgemergelt aus, als hätte sie die ganze Zeit nichts gegessen. Sie kann die Adresse angeben, wo man sie festgehalten haben soll und die Polizei verhaftet dort die Hausbesitzerin Susannah Wells. Kurz darauf wird auch Mary Squires in Haft genommen, denn Elizabeth erkennt auch sie wieder. Nach etlichen Zeugenbefragungen kommt es zu einer Gerichtsverhandlung, in der beide Frauen für schuldig befunden werden.

Aus irgendwelchen Gründen schaltet sich dann der Lord Mayor of London ein und ordnet erneute Untersuchungen an. Schließlich glaubt er ausreichend Beweise zu haben, um Squires Unschuld belegen zu können und ordnet ihre sofortige Haftentlassung an. Stattdessen gerät jetzt Elizabeth unter Verdacht, einen Meineid geleistet zu haben und wird deshalb in Haft genommen. Schon bald fällt man das Urteil: Einen Monat Gefängnis mit anschließender 7-jähriger Verbannung. Sie wird gegen ihren Willen nach Nordamerika gebracht und kehrt nie wieder zurück. 1773 stirbt sie in Connecticut.

 

 

1. Januar 1660

Samuel Pepys ist untrennbar mit Londons Geschichte verbunden. Grund sind seine detaillierten Tagebucheinträge, die erhalten blieben und uns einen tiefen Einblick in das damalige Leben geben. Er beginnt seine Notizen am heutigen Tag, was naheliegend ist, denn Tagebücher eng mit dem Jahreslauf verwoben. Nicht liegt also näher, als am Neujahrstag damit zu beginnen. 

Pepys wird überall hochgelobt, aber er hatte auch eine andere Seite, die gerne verschwiegen wird. Er war oft mürrisch und ließ seine schlechte Laune am Personal aus. Seine Diener bezogen regelmäßig Prügel von ihm. Das sprach sich herum und schon bald wurde es schwierig neue Diener zu finden. Selbst die Mägde wurden geohrfeigt, lieber aber begrabschte er ihren Busen oder den Po. Natürlich hat er das in seinen Tagebüchern verschwiegen.

 

1. Januar 1791

Ein Österreicher trifft in London ein. Der Komponist Joseph Haydn wurde vom Impresario Johann Peter Salomon eingeladen. Seine Musik ist längst angekommen und wird begeistert gefeiert. Zwei Monate später bedankt er sich beim Publikum mit der Symphonie Nr. 96, besser bekannt als die ‘Londoner Symphonie’. Haydn fühlt sich in London wohl und kommt alle paar Jahre mal wieder vorbei.

 

1. Januar 1946

London Heathrow Airport wurde gleich nach dem Krieg gebaut. Am Neujahrstag 1946 hebt die erste Passagiermaschine mit einem internationalen Zielflughafen ab. Am 31. Mai desselben Jahrs beginnt der volle zivile Luftbetrieb. Später erfolgen diverse Ausbauten, sowohl im Bereich der Terminals als auch der Start- und Landebahnen.

 

1. Januar 2022

Nach vier langen Renovierungsjahren ertönt endlich wieder der Glockenschlag von Big Ben. Während der Arbeiten hat man am Remembrance Day und auch am Silvesterabend eine Ausnahme gemacht und die Glocke schlagen lassen. Wenn es dann möglich war, denn selbst das große, schwere Ding wurde demontiert, gereinigt und neu justiert. Ich habe großen Nachholbedarf, denn meistens herrschte Stille, wenn ich in London war. Ich bin sehr gespannt. Allerdings hatte ich vor ein paar Wochen die Gelegenheit in einem Hamburger Hotel zu übernachten, gleich neben dem Michel, und stellte dabei fest, dass der die ganze Nacht zu jeder vollen Stunde schlägt. Daran muss man sich auch erst einmal gewöhnen. In meinem Londoner Hotel dürfte ich auch in Hörweite von Big Ben schlafen. Für den Fall der Fälle habe ich immer meine Ohropax dabei, die haben mir schon so manche Nacht gerettet.